Warendorf (fn-press). So eine Fahrsport-Saison gab es noch nie. Wie andere Disziplinen auch, war auch der Fahrsport 2020 wegen der Corona-Pandemie von Absagen, Terminverschiebungen und vielen Unsicherheiten gebeutelt. So waren zum Beispiel die Vierspännerfahrer bereits mit „Sack und Pack“ und allen Pferden im Trainingslager, als ihre Weltmeisterschaft fünf Tage vor Beginn doch noch abgesagt wurde. Doch Fritz Otto-Erley, Fahrsport-Koordinator der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), blickt trotz Corona optimistisch in die Saison 2021 und hofft auf einige Highlights.
Wie sieht Ihr Rückblick auf die Saison 2020 aus, was war besonders schlimm und was lief aber auch vielleicht überraschend gut?
Fritz Otto-Erley: Besonders getroffen haben uns die Absagen zahlreicher Turniere. Das viele Hin und Her durch Terminverschiebungen oder die spontane Suche nach Veranstaltungsorten, das ging schon an die Nerven. Aber die Gesundheit steht einfach an erster Stelle.
Besonders ärgerlich war zum Beispiel die kurzfristige Absage der WM der Vierspänner. Nach der abgesagten WM in Kronenberg in den Niederlanden Anfang September, sollte dann doch noch eine WM für die Vierspänner stattfinden. Der Weltmeister Boyd Exell wollte diese in Valkenswaard Anfang Oktober auf seiner Anlage veranstalten. Doch fünf Tage vor Beginn kam die Absage von den Behörden. Wir waren mit unseren Vierspännerfahrern schon im Trainingslager in Warendorf als die Absage kam. Eine so kurzfristige Absage war ein Schock, denn der Vierspänner-Sport ist mit einem großen Team im Hintergrund und sehr viel Aufwand verbunden, das war schon mehr als enttäuschend.
Ärgerlich, aber auf eine andere Art, war die WM der Einspänner. Die fand als eine der wenigen Championate statt. Zunächst mal war es natürlich erfreulich, dass diese als eines von wenigen Championaten stattfinden konnte. Der Termin Ende Oktober stand schon am Beginn der Saison fest und konnte auch bestehen bleiben. Und auch unser Ziel, den Einspännern genug Sichtungsmöglichkeiten für die WM zu bieten, hat geklappt. Bei der WM in Pau in Frankreich selbst fehlte dann aber das letzte Quäntchen Glück. Wir haben ganz knapp Bronze verpasst und wurden Vierte. Schade.
Schade war auch, dass die WM der Parafahrer, die in Schildau – also bei uns in Deutschland stattfinden sollte – auf 2021 verschoben werden musste. Es sollte eigentlich ein ganz besonderes Jahr in der Pferdesport-Arena der Privilegierten Schützengilde werden. Die WM wurde zwar verschoben, aber die Deutsche Meisterschaft der Einspänner, Pony-Einspänner und Parafahrer konnte immerhin ausgetragen werden. In „abgespeckter“ Form, wie viele Veranstaltungen 2020. Die Veranstalter haben die DM an nur zwei statt der sonst üblichen drei Tage abgewickelt. Das waren bei 58 Startern zwar lange Tage, aber machbar und insgesamt ein sehr schönes Turnier. Wir hatten also auch 2020 einige tolle Turniere, nicht nur die DM der Einspänner in Schildau, sondern zum Beispiel auch die DM der Zwei- und Vierspänner im Rahmen eines gut besetzten CAI in Lähden auf der Anlage von Christoph Sandmann oder die Moritzburger Fahrchampionate für die Nachwuchspferde.
Beim Rückblick auf das Jahr möchte ich aber auch daran erinnern, dass gleich drei bekannte Fahrsport-Persönlichkeiten 2020 von uns gegangen sind. Erst verstarb der ehemalige Ausschussvorsitzende Enno Georg, Ende November folgte der ehemalige Bundestrainer Ewald Meier. Kurz vor Weihnachten erlag dann unser Vorsitzender des DOKR-Fahrausschusses Rudolf Temporini seiner Leukämieerkrankung.
Wie plant man überhaupt eine Saison 2021 unter diesen Bedingungen?
Fritz Otto-Erley: Schon die Kaderberufung verlief in diesem Jahr anders. Wir haben nicht allzu viele Turniere und Erfolge als Kriterien anlegen können, aber wir haben die Kader anhand der gezeigten Leistungen in der Vergangenheit und der Perspektive für das Gespann benannt. Unsere Ausschuss-Sitzungen finden nur noch per Zoom-Konferenz statt, aber auch das klappt überraschend gut und viele Ausschuss-Mitglieder können viel Zeit sparen, weil sie nicht durch ganz Deutschland zu den Treffen fahren müssen.
Auch unser Aktiventreffen Anfang Februar werden wir zum ersten Mal online per Zoom-Konferenz abhalten. Dabei wird auch über einen neuen Ausschuss-Vorsitzenden und über die anderen Neuwahlen 2021 gesprochen.
Welche Highlights wird es 2021 geben?
Fritz Otto-Erley: Die Saisonplanung für 2021 ist fertig, allerdings wird mit Sicherheit noch einiges wieder geschoben – das ist sogar ohne Corona immer so. Bislang stehen als Highlights im August die WM der Parafahrer in Schildau – also im eigenen Land – und die Jugend-EM in Lamotte Beuvron in Frankreich auf dem Programm. Dann freuen wir uns auf die Europameisterschaft der Vierspänner in Budapest, die WM der Zweispänner in Kronenberg in den Niederlanden und die WM der Ponyfahrer in Le Pin au Haras in Frankreich – alles im September und zeitlich sehr eng getaktet. Außerdem haben wir alle Deutschen Meisterschaften und auch die Deutschen Jugendmeisterschaften fest eingeplant. Man muss sehen unter welchen Bedingungen die Veranstaltungen dann hoffentlich stattfinden können.
Das Jahr 2020 hat ja gezeigt, dass auch unter „Corona-Bedingungen“ vieles möglich ist, aber natürlich hoffen wir darauf, dass im Sommer alles wieder normal laufen kann. Insofern freue ich mich auf einen vollen Turnierkalender und eine Saison mit vielen tollen Veranstaltungen.