Pasewalk (Franz Wego). Die 10.000 Einwohner zählende Stadt Pasewalk ist geschichtlich eng mit Pferden verbunden. Bis zu den Schulenburg-Dragonern im Jahre 1721 lässt sich deren Geschichte zurückverfolgen. Die beiden großen Kriege führten zum Stillstand, bis es im Jahre 1953 eine Neubelebung gab. Diese ist eng verbunden mit den Namen Erich Stabenow (ehemaliger Rittmeister im Reiter-Regiment 6), Wilhelm Schultz, Ernst Ziemendorf und Richard Beschoren. Sie gelten als Pioniere der Neuzeit und des modernen Pferdesports in der „Kürassierstadt“, auf deren Betreiben 1958 das Reitstadion gebaut wurde, das noch heute Zentrum des Pasewalker Pferdesports ist. Im selben Jahr gab es das erste Pfingstturnier, das sich nahtlos fortsetzte und 2019 sein 60. Jubiläum hatte.
Der damalige DDR-Springkader kam in den 1960er und 1970er Jahren gern nach Pasewalk, weil der federnde Reitboden für Pferdebeine besonders schonend war. Diese Vorzüge kennzeichnen den Turnierort bis heute. Ein Grund dafür, warum der aktuelle Vorsitzende des Pasewalker Reitvereins, Landwirt Martin Kühl aus Rossow, gefragt wurde, ob der Verein im Corona-Jahr 2020 seine Reitanlage für die Landesmeisterschaft der Springreiter zur Verfügung stellt. Diese drohte ganz auszufallen, nachdem das Landesturnier in Redefin, wo die Meisterschaft in den letzten 5 Jahren stattfand, wegen der Pandemie abgesagt wurde.
Die Pasewalker, deren beliebtes Pfingstturnier in diesem Jahr auch Opfer des Coronavirus wurde, gaben grünes Licht für einen Termin am 1. Septemberwochenende, weil es inzwischen Lockerungen gab, was die Durchführung von Open-Air Sportveranstaltungen betrifft. Man einigte sich nun mit dem Landes-Pferdesportverband auf den 4. bis 6. September zur Durchführung der 31. Landesmeisterschaft im Springreiten. Besonders die Reiter der jüngeren und mittleren Jahrgänge freut das, die es sehr bedauert hätten, wenn es in diesem Jahr keine Meisterschaft gegeben hätte.
Sven Strauß aus Neubrandenburg, der vier Jahre Kopf des Teams war, das die Landesturniere in Redefin organisiert hat, stellt sich in dieser Situation erneut zur Verfügung, um mit den Mitgliedern des Pasewalker PSV und vor allem mit den sehr rührigen Akteuren des nur 7 Kilometer entfernten RSV Polzow, die 31. Landesmeisterschaft im Springreiten zu organisieren. „Das Landesturnier in der bisherigen Form war nicht möglich. Nachdem Holger Wulschner seine Anlage in Groß Viegeln den Dressurreitern für eine Meisterschaft zur Verfügung gestellt hat, die hervorragend ablief, musste auch für die Springreiter eine Möglichkeit gefunden werden, trotz der angespannten Situation, Landesmeister zu ermitteln. Ich habe mich in dieser Situation verpflichtet gefühlt, helfend einzugreifen und danke Martin Kühl für seine Bereitschaft, auf dem Traditionsreitplatz in Pasewalk Meisterschaften austragen zu können“, sagt Sven Strauß.
„Wir freuen uns auf Pasewalk und werden uns mit all unseren Erfahrungen und unserer Technik in die Vorbereitungen der Meisterschaft einbringen, die ja quasi vor unserer Haustür stattfindet. Die Kooperation unter unseren Vereinen, zu dem auch der RSV Rothenburg gehört, ist sehr gut. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig. Das gilt für die Meisterschaft vom 4. bis 6. September ganz besonders, “ sagt Gesine Jürgens vom RSV Polzow.
Sieben Landesmeistertitel sind zu vergeben. Ermittelt werden sie in jeweils zwei Wertungsspringen. Die Ausschreibung enthält insgesamt 15 Prüfungen. Zusätzlich zu den Meisterschaftswertungsspringen sind zwei Prüfungen für junge Springpferde ausgeschrieben. Das ist den Polzowern besonders wichtig, weil die Familien von Martin und seinem Bruder Olaf Jürgens auch ganz intensive Pferdezüchter sind, deren junge Pferde in solchen Prüfungen an den Sport herangeführt werden. Sportlicher Höhepunkt ist der „Große Preis“, ein mit 5.000 Euro dotiertes Zwei-Sterne-Springen der schweren Klasse. Die Organisatoren laden auch reitsportbegeisterte Zuschauer zur 31. Landesmeisterschaft nach Pasewalk ein.
Bild: Gesine Jürgens vom RSV Polzow bringt sich mit den Mitgliedern
ihres Vereins und ihrer Familie sehr stark in die Vorbereitungen der
31. Landesmeisterschaft im Springreiten in Pasewalk ein. 2018 wurde sie
im Landgestüt Redefin mit ihrem Mecklenburger Halbblüter Ussandro
Landesmeisterin der Ü40-Amateure.
Foto: Jutta Wego