[Quelle: Uta Helkenberg, in Auszügen, FN Press] Bereits zum sechsten Mal luden die Deutsche Kreditbank (DKB), die Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und der Oldenburger Pferdezuchtverband zum Gedankenaustausch zwischen Pferdesportlern und –züchtern – Liebenberger Pferdeforum – ein. Wie in den Vorjahren erwartete die Teilnehmer ein ganzer Strauß an Themen und Referenten, die sich des Themas Pferdezucht und Pferdesport aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus annahmen. Der Vormittag stand ganz im Zeichen von Tradition und Zukunft. „Seit 15 Jahren wird darüber geredet, dass das Fernsehen tot ist, aber das stimmt nicht“, sagte Susanne Aigner-Drews, Geschäftsführerin der deutschen Tochter des US-amerikanischen Medien- und Unterhaltungsunternehmens Discovery, zu dem unter anderem der Sender Eurosport gehört. Neun Stunden pro Tag nutzt der Durchschnittsdeutsche audiovisuelle Medien, davon rund vier Stunden das klassische, lineare Fernsehprogramm. Gleichzeitig wächst jedoch der Zuspruch für Streaming-Plattformen wie Netflix oder Eurosport Player. Speziell die Jüngeren erwarten, dass die von ihnen gewünschten Inhalte immer und überall zur Verfügung stehen. „Die Herausforderung für die Zukunft besteht darin, sich auf dieses veränderte Medienverhalten einzustellen“, sagte Aigner-Drews. Das bedeutet nicht nur, die Inhalte dort zu platzieren, wo der Fan sie sehen möchte, sondern sie auch zielgruppengerecht aufzubereiten.
Zurück in die analoge Welt führten Sprecherin Andrea Kerssenbrock und Bereiter Helmut Oberhauser von der Spanischen Hofreitschule in Wien, die auf eine 454-jährige Geschichte zurückblicken kann und mittlerweile den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes besitzt. „Bei aller Tradition, der wir uns verpflichtet fühlen, müssen wir auch bereit sein, bis zu einem gewissen Grad Veränderungen einzugehen“, sagten die beiden Wiener. Dazu zählt nicht nur die Öffnung für Frauen als Bereiterinnen, sondern auch ein Überdenken der innerstädtischen Pferdehaltung aufgrund von Tierschutzgesichtspunkten. „Klassik durch neue Ideen bereichern“, ist auch die Philosophie von Schäferin Anne Krüger-Degener. „Um ein Tier auf meine Seite zu bekommen, muss ich es ‚lesen‘ können, seine versteckten Signale wahrnehmen können“, sagte die Tierwirtschaftsmeisterin aus Melle in ihrem Vortrag zum partnerschaftlichen Umgang mit dem Pferd. Das Nachmittagsprogramm stand dann ganz im Zeichen der Pferdezucht. Speziell die Kooperation von Paul Schockemöhle und Andreas Helgstrand sorgte in jüngster Zeit für große Diskussionen. In Liebenberg stellte der dänische Dressurreiter nun seine Unternehmensphilosophie vor. Gerd Sosath und Tochter Janne Sosath-Hahn präsentierten die „Marke“ Sosath, basierend auf einem seit 1697 geführten Familienbetrieb. „Die Familie kommt bei uns an erster Stelle“, betonte Gerd Sosath. Besonders bekannt wurde die Station durch die selbstgezogenen Hengste Stedinger und vor allem Landor S, mit dem Gerd Sosath Bundeschampion wurde und für den 1993 die Besamungsstation auf dem Hof gebaut wurde. Erst am Anfang steht dagegen die Hengststation von Jens Hoffrogge und Beatrice Buchwald mit nur einer Handvoll Hengsten. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Beatrice Buchwald, langjährige Bereiterin bei Isabell Werth, wagte er nun den Schritt zur eigenen Station. Ihr Ziel ist es, die Hengste sowohl im Sport als auch in der Zucht einzusetzen, so dass der Schwerpunkt auf langfristigen Partnerschaften liegt. „Nicht jeder Hengst ist für jede Stute geeignet. Für jedes Pferd gibt es einen Plan. Es ist wichtig, dass ich als Hengsthalter zu einhundert Prozent hinter meinen Hengsten stehe. Nur so kann ich meinen Kunden einen optimalen Service bieten, sodass sie auch langfristig zufrieden sind“, so Hoffrogge. Aufbruch und Umbruch in der Hengsthaltung bedeutet also auch, neben guten Hengsten eine eigene Marketingstrategie zu haben.